Deutsche in der Schweiz: heim ins Reich?

Soeben habe ich einen Artikel im deutschen manager-magazin.de gelesen: Geht doch heim ins Reich

Wer mit dem Gedanken spielt, in die Schweiz auszuwandern, sollte nicht davon ausgehen, willkommen zu sein. Deutsche sind dort viel weniger beliebt, als sie selbst glauben. Denn die Einwanderer rivalisieren mit den Schweizern um die besten Jobs. Unterdessen haben die Eidgenossen Angst vor der „Neuen deutschen Welle“.

Ich schätze die Artikel im manager-magazin.de sehr. Normalerweise. Aber dieser hier ist m.E. nun wirklich „unter aller Sau“, weil er sehr vereinfacht bzw. nur einzelne (tendenziös ausgewählte) Stimmen aufgreift:

  • 2 Studenten der Uni St. Gallen hätten Mühe gehabt, Kontakt zu Schweizer Mitstudenten zu knüpfen
  • 1 Austausch-Journalistin hätte eine Schimpftirade eines Tierarztes erlebt und dabei persönlichen Ausländerhass erlebt
  • „die Schweizer Tageszeitungen“ (alle?) hätten im Sommer die Einwanderungsstatistik mit „Einmarsch der Deutschen“ oder „Deutsche lieben unsere Jobs“ kommentiert

Mir geht es nicht darum, ob die beiden Studenten in St. Gallen selbst zur Ablehnung beigetragen haben (alles hat ja bekanntlich immer zwei Seiten), die Journalistin an einen Ausländerhasser geraten ist (ja, die gibt es auch in der Schweiz) oder die Schlagzeilen in den Zeitungen (vermutlich in der mit den grossen Buchstaben) geschickt gewählt sind.

Ich finde die sehr einseitige und reisserische Berichterstattung schlicht und einfach daneben. Das mag für die Zeitungen mit den grossen Buchstaben OK sein, aber vom manager-magazin.de hätte ich es nicht erwartet. Es geht mir aber nicht darum, die Schweiz zu verteidigen (auch hier ist nicht alles Gold, was glänzt) oder die Deutschen zu verteufeln (auch dort gibt es solche und solche). Was mich stört ist die Botschaft zwischen den Zeilen: „Schweizer mögen Deutsche nicht“. Das stimmt so nicht, nicht in dieser Pauschalisierung, nicht in der Grundsätzlichkeit. Und solche Verallgemeinerungen bringen uns nun wirklich nicht weiter …

Wenigstens hat Anna Imfeld sauber recherchiert mal schnell gegoogelt und die Blogwiese entdeckt. Und lässt Jens-Rainer in ihrem tendenziösen Artikel kurz zu Wort kommen. Jens-Rainer ist ein bekannter und geschätzter Blogger, der witzig-nüchtern, aber nie tendenziös, über den Alltag eines Deutschen in der Schweiz berichtet. Zum Bespiel über das „Schweizerische Verzögerungsmoment“: Nach jedem Satz erst eine Sekunde warten – Ãœber die Wahrnehmung von Ironie bei den Schweizern.

Eine weitere Website, die ich Ihnen gerne empfehle (weil sie ausgewogen an das Thema herangeht): Das Hallo-Schweiz-Forum von Tina Haag. Hier tauschen sich (vorwiegend) Deutsche und Österreicher über das Leben in der Schweiz aus. Und unterstützen sich gegenseitig mit Tipps, wie man mit uns ausschliesslich Fondue essenden und Fahnen schwingenden Eidgenossen arrangieren kann.

36 Kommentare zu „Deutsche in der Schweiz: heim ins Reich?

  1. Hallo,
    vielen Dank fürs freundliche Erwähnen der Blogwiese! Es ist eine AP Meldung, die am Donnerstag um 10:00 Uhr über den Ticker ging und die von diversen Zeitungen übernommen und abwandelt wurde. Siehe unten rechts bei den „Medien über Blogwiese“ auf meiner Site
    Gruss, Jens

  2. Danke fuer’s „Heim ins Reich“! Merken Sie eigentlich nicht das Sie hiermit Ihren eignen Artikel aufs groebste, in sich, untergraben haben? Deutsch Sprach schwere Sprach? Sie sollten auch Politiker werden (In der Schweiz bitte).
    Anstand ist heutzutage ja so selten geworden dass jeder Beitrag zu schaetzen ist.
    Ihr ausserordentlich hohes Intelektuelles Niveau beweisen Sie hiermit auch, ehrlich gesagt kein Wunder bei den HR…

  3. Als Deutscher, der einige Jahre in der Schweiz gearbeitet hat und verschiedene Bekannt- und Freundschaften mit Schweizern pflegt, fällt mir eigentlich nur eine Frage dazu ein: Fondue? Ich dachte, ihr esst nur Käse und lutscht Ricola… ;-)

  4. Es gibt scheinbar auch Auslaender die vor bald 30 Jahren im Kanton Schwyz die Primarschule (durch)gemacht haben…. ;)
    Die lokalen braunen Denkmuster kenne ich also aufs aller-feinste, und die sind auch weiter links als bei der SVP zu finden… also mehr als „nur“ bei 26%.
    Sie stellen Fremdenfeindliche als schraege Minderheit hin…doch wo bleibt da die beruehmte Kollegialitaet?
    Was ihr „Heim ins Reich“ betrifft kommen Sie hierauf in Ihrem Text nicht zurueck….dass Sie nicht rassistisch sind aber gerne lachen, glaube ich Ihnen auch.

  5. Nachtrag vom sensieblen Anton:

    Naja, aber wirklich deutschfeindlich sind in den zivilisierten Breitengraden und Umstaenden der Schweiz weniger als 5%… in der Welschschweiz weniger als 2%…es schadet trotzdem nicht die Deutschen zu vorwarnen… dann bleibt ihnen im Ernstfall wenigsten nicht der Mund offen stehen….;)

  6. @ den sensiblen Anton
    Alle Achtung, mit welcher Fantasie Sie meine Zeilen interpretieren und mit welcher Schärfe Sie daraus Ihre Schlussfolgerungen ableiten. Verstanden habe ich Ihre Botschaft zwar immer noch nicht. Aber das wird wohl an mir liegen …

    Ãœbrigens: Texte, die kursiv und grau dargestellt sowie mit einer senkrechten Linie links markiert sind, sind Zitate. Im konkreten Fall ein Zitat aus dem Artikel im manager-magazin.de. Nicht, dass Sie mir da was unterstellen, was nicht aus meiner Feder stammt ;-)

  7. OK, ich entschuldige mich.
    Ich bin vom Titel zum Zitat gesprungen, die Zeile dazwischen habe ich uebersehen…ok, der persoenlich Angriff auf Sie tut mir wirklich leid.

    Der Rest, wie sie vielleicht gemerkt haben, beziehen sich nicht auf Ihren Text, sondern die Realitaet und die unschoenen Gesichter welche diese annehmen kann, und wie die letzteren wirken und schaffen koennen, wuerde man nicht denken, auch wenn es streng genommen „nur“ 26% sind…..und wissen Sie, streng genommen, einmal genuegt haeuffig…aber das ist ja nich wahr was diese Deutschen da sagen….

    Ich bleibe also dabei sie der Beschoenigung zu bezichtigen.

  8. OK, Entschuldigung angenommen.

    Vielleicht noch das hier zur Klärung:
    1) Ich habe eine internationale Schule mit rund 30 Nationen besucht, war beruflich rund 20 Jahre in internationalen Firmen tätig und viel beruflich im Ausland unterwegs. Ich habe Freunde und Bekannte auf der ganzen Welt (sehr viele auch in Deutschland).
    2) Aus dieser Erfahrung heraus weiss ich: Es gibt Deutsche, die ich mag – und solche, die ich nicht mag. Franzosen, die ich mag – und solche, die ich nicht mag. Schweizer, die ich mag – und solche, die ich nicht mag. Argentinier, die ich mag – und solche, die ich nicht mag. Serben … Norweger … Australier … usw. usf. Mit anderen Worten: es gibt überall „solche und solche“.
    3) Was mir am Artikel nicht gepasst hat, ist die Verallgemeinerung, die Pauschalisierung. „Deutsche sind so“, „Schweizer sind so“. Das ist es, was mich stört. Ich mag’s gerne differenziert.

    Und noch das hier zum Schluss: Wenn Sie das nächste Mal gleich aus vollen Rohren „schiessen“ und mir sprachliche Unfähigkeit, mangelnden Anstand, fehlendes intellektuelles Niveau, Rassismus, SVP-Nähe und anderen Nonsens unterstellen wollen, dann werde ich nicht mehr so geduldig mit Kommentaren hantieren. Und Sie einfach aus dem Blog schmeissen!

  9. Vorgestern war ich in Wangen an der Aare wieder einmal bei Freunden, bei netten Schweizern mir internationalem Hintergrund. Und wie immer habe ich mich pudelwohl gefühlt. Ehrlich gesagt, dieses ständige Hervorzerren von Stereotypen macht mich seit längerer Zeit nur noch müde. Die Leute, die sich ein bisschen den Wind um die Nase wehen ließen, glauben diesen Käse sowieso nicht, und die anderen lassen sich von ihren liebgewordenen Vorurteilen ohnehin nicht abbringen. Was solls also?
    Eine andere Frage, lieber Marcel: Was hat Dich dazu bewogen, das Manager Magazin für eine seriöse Zeitschrift zu halten? Für mich bedient dieses Blatt die selben Bedürfnisse wie die Regenbogenpresse, Klatsch und Tratsch nämlich. Da wird beschrieben, wer wem am Stuhl sägt und allerlei Eitelkeiten befriedigt. Man achte nur einmal darauf, wie sich die Manager für diese Zeitschrift fotografieren lassen. Ich wundere mich nicht, das dieser von Dir kritisierte Beitrag gerade in diesem Journal erschienen ist.

    Gruß
    Stephan, aus dem nördlichen Ausland

  10. Danke, Sie duerfen mich aber rausschmeissen, nehme sowas nicht persoenlich….jedenfalls nicht auf Blogs.

    Ich habe auch je mehrere Jahre in 4 verschiedenen Laendern gearbeitet, das gibt es effektiv ueberall.
    Man sollte es halt vermeiden wie Sie hier „fuer das Boese zu arbeiten“.
    Streit beruht haeffig auch aus einem Teil Missverstaendniss…also nochmals sorry…Grins, ich weiss SVP ist schwerwiegend.

    P.s. Erst neulich hat mir eine Arbeitskollegin erzaehlt das sie als Alteingesessenen auf der Gemeinde auch wie Dreck behandelt wird (peinlich fuer mich)…wieso lasst Ihr euch das gefallen?

  11. @Stephan

    Was hat Dich dazu bewogen, das Manager Magazin für eine seriöse Zeitschrift zu halten?

    Ich habe gesagt, dass ich die Artikel des mm normalerweise sehr schätze. Dies, weil häufig Themen behandelt (oder zumindest angerissen werden), die sich mit unserem Joballtag beschäftigen. Und für mich so willkommene Dankanstösse sind. (Ich erwarte ja nicht fixfertiges Wissen – nach-denken tut immer gut.)

    Man achte nur einmal darauf, wie sich die Manager für diese Zeitschrift fotografieren lassen.

    Fotos sind für mich eine Null-Information. Mich interessiert das „Dahinter“ (und Dich doch auch, so wie ich Dich kenne.)

    Marcel, aus dem südlichen Ausland :-)

    @ Anton

    Man sollte es halt vermeiden wie Sie hier “fuer das Boese zu arbeiten”.

    *kopfschüttel*

  12. So einfach ist es mit den Bildern nicht! Bilder sagen eine Menge aus, natürlich auch über mich, den Betrachter. Ich glaube man kann Bilder nicht nicht zur Kenntnis nehmen.
    Bezüglich des Informationsgehaltes des ManagerMagazins: Let’s agree to differ. :-)
    Stephan

  13. Hoeren Sie mal, Sie behaupten es gaebe in der Schweiz keine deutschfeindlichkeit, das ist doch laecherlich, das toent ja fast wie ein SVP-Zitat…Sie meinen also Sich hier nicht gewaltig vergriffen zu haben?

    Ausserdem, taeusche ich mich oder wird hier Kader-Kult betrieben? Wissen Sie, ich habe wie gesagt in vielen Laendern gelebt und gearbeitet, sogar in den USA, war sogar auf einer Uni und habe auch einen guten Job…und ich kann Ihnen daher aus meiner Erfahrung versichern dass die Dummheit relativ gleichmaessig in der Geselllschaft und auf der Welt verteilt ist…. da brauchen auch Sie wirklich nicht anfangen einen rechten Bock aus der HSG zu verteidigen.

    P.s. Apropos HSG kann man froh sein das die deutschen „Manager-Journalisten“ nicht ueber „Swiss Army Management, Princials and Rules“ berichtet haben….aber Journalisten wissen ja nicht viel…die werden ja aus Frust Journalist…

  14. So ganz unrecht hat das Magazin allerdings nicht.
    Jeder Deutsche, der in der Schweiz geboren und aufgewachsen ist (wie ich) kann darüber ein Lied singen..denn dies erfährt man schon bereits in der Schule..mindestens früher..heute hat es ja vielerorts mehr Ausländer als Schweizer ;-) ganz zu schweigen von Clubs oder Vereinen wo die Stammtisch-Mentaliät natürlich voll durchknallt. …interessant wirds immer dann, wenn man sich..da man perfekt schwyzerdütsch spricht… in einem derartigen Gespräch, wo mal wieder über die Deutschen hergezogen wird, pötzlich als Deutscher „outet“..erst Konsternierung..dann krampfhaftes Suchen nach Ausreden.. „du bist ja kein richtiger Deutscher“ etc…(gibt es richtige und falsche Deutsche?)…mit der Zeit steht man dann irgendann einfach darüber…was aber auch wiederum nicht toleriert wird..denn dann ist man plötzlich wieder der arrogante Deutsche…

  15. OK, ich verschwinde….habe ich Ihnen doch gesagt, es gibt Themen die man lieber vermeidet….doch noch ein Wort an Oliver: Oliver, warum faengst Du mit dem Unterschwelligen an? Du weisst Doch ganz genau dass diese Leidklagen der Idaele Ansatzpunkt ist um Dich verrueckt zu machen, und zum Reisspunkt zu mobben: Mit DIR stimmt was nicht, jawohl, Du bist naehmlich kein Eidgenosse, geh doch zu einem Psychiater, oder am besten Heim ins Reich.
    Naja, du bist in der Schweiz geboren…da hast Du ja noch Glueck gehabt…ehrlich.

  16. Mein Schwager arbeitet als Arzt am Spital in St. Gallen und ist jetzt schon einige Jahre da. Bisher wurde er noch nicht auf offener Straße verprügelt. Jetzt hat er mit seiner Frau ein Grundstück im Appenzeller Land gekauft und seitdem nehme ich ihn auf den Arm, weil er in einen Kanton baut, wo erst seit ein paar Jahren die Frauen wählen dürfen. Wobei – mein Freund Claudio aus Lenzburg sagt ja zur Ostschweiz immer nur „Swiss Primitiv“. Alles in allem glaube ich, werden die Deutschen in der Schweiz schon toleriert, denen gehts ähnlich wie den Franken und den Bayern ;-)
    Silvester bei Euch war übrigens super. Kaum Raketen und Böller. Da habt Ihr uns einiges voraus.

  17. Ich bin seit 17 Jahren in der Schweiz. Die Firma suchte damals in Deutschland einen Techniker und ich bekam den Job! Meine Erfahrungen mit Schweizern sind durchweg positiv. Wie schon so oft erwähnt: es gibt Solche und Solche in jedem Land! Wenn man sich aber als Ausländer, wie es wir Deutschen in der Schweiz nun mal sind, bewusst ist, dass man hier Gast ist und sich dementsprechend verhält, hat man keine Probleme! Obwohl mittlerweile sehr viele Deutsche hier sind besteht mein Freundeskreis zum grössten Teil aus Schweizern!

  18. Als vor einigen Jahren in die Schweiz übergesiedelter Deutscher, der seine Matura hier abgelegt hat und jetzt an der Universität St. Gallen studiert, kann ich bestätigen, dass man bei entsprechender Persönlichkeit auch in der Ostschweiz (inklusive Appenzell) den direkten Kontakt zu Deutschen und Schweizern gleichermassen pflegen kann.

    Ich finde es zwar interessant, wie sich der Stereotyp des Understatement-Schweizers immer wieder zu bestätigen scheint, finde es aber ebenfalls schade, dass viele Menschen das Verhältnis zwischen der Schweiz und ihren grossen Nachbarn (auch Frankreich und Italien) immer wieder pauschalisiert beschreiben. Schon bei der Frage, ob sich ein Deutscher nach gewisser Zeit dem Schwiizerdütsch annehmen sollte oder nicht, herrscht Uneinigkeit. Es gibt so viele verschiedene Meinungen von Schweizern über Deutsche und umgekehrt, dass eine Pauschalisierung in diesem Fall völlig Fehl am Platz ist.

  19. @Andy schrieb in seinem Beitrag vor mir: „Ich finde es zwar interessant, wie sich der Stereotyp des Understatement-Schweizers immer wieder zu bestätigen scheint, finde es aber ebenfalls schade, dass viele Menschen das Verhältnis zwischen der Schweiz und ihren grossen Nachbarn (auch Frankreich und Italien) immer wieder pauschalisiert beschreiben“.

    Auf der suche nach Hintergründen der „BLICK Kampagne“ kam ich beim surfen
    auf eine interessante Spur, genauer als ich auf der Webseite http://www.micheline-calmy-rey.de , etwas von „Geistiger Landesverteidigung“ lass. Dieser Ausdruck lies mich aufhorchen, hört er sich doch wie Psychoterror oder besser ausgedrückt psychologische Kriegsführung an.

    Jedenfalls brachte mich der Begriff „Geistige Landesverteidigung“ ein ganzes Stück weiter und konnte mir letztendlich die „BLICK Kampagne“ erklären.
    Vornehmlich das rechts-bürgerliche Spektrum der Schweizer Parteien, bedienen sich bis zur heutigen Zeit der Ideen der Geistigen Landesverteidigung im Kampf gegen eine EU-Integration oder gegen die «Ãœberfremdung» der Schweiz, ist an anderer stelle zu lesen.

  20. Ich komme aus Hannover und mache gerade mein Auslandssemester an der Uni Zürich. Somit ist auch mein Aufenthalt in der Schweiz bis zum Ende des Semesters beschränkt…und das ist auch gut so!
    Ich will nicht meckern oder jmd. beschuldigen, aber das was im manager-magazin und übrigens auch im focus, SPIEGEL, Stern usw. steht, stimmt mit wenigen Ausnahmen.
    Ich bin mit 9 Jahren nach Deutschland gekommen und habe seit meinem 15 Lebensjahr die deutsche Staatsbürgerschaft. Man könnte sagen, ich fühle mich als Deutscher. Ich habe dort Grundschule, Gymnasium und Universität besucht und habe mich noch NIE so isoliert und als Fremder oder „Ausländer“ gefühlt, wie in den letzten 2 Monaten in der Schweiz.
    Mal von der Presse und den Berichten über die angefeindete NRG- Zürich- Radiomoderatorin, die übrigens nach Drohungen, zerstörtem Auto und Nervenzusammenbruch in Deutschland lebt abgesehen, habe ich auch eigene Erfahrungen mit der Schweiz und den Schweizern gemacht.
    In Geschäften weigern sich die Bedienungen und Berater regelrecht Hochdeutsch zu sprecher. Auch wenn man garnicht bittet, dass sie Hochdeutsch sprechen, sondern nur etwas langsamer, wird im selben Tempo fortgesetzt.
    Mein Erlebnis mit einem Verkäufer: ich fragte ob man für das Gerät das ich kaufen wollte auch ein Adapter für Deutschland und EU vewenden kann. Der Verkäufer sagte, dass ich mir gefälligst das Gerät in Deutschland kaufen sollte, wenn es mir hier vor Ort nicht gefällt. Ich verließ den Laden (Fust) mit offenem Mund.
    Versucht man mit den Schweizern in Kontakt zu treten, bleibt das meistens erfolglos. Ich muss betonen, dass ich von keinem in irgendeiner Weise schlecht behandelt worden bin, aber ich bin nunmal isoliert.
    Der Sinn meines Komentars ist es nicht zu meckern oder zu kritisieren. Es ist so wie es ist.
    Wenn aber verschiedene deutsche Zeitungen über solche Vorfälle berichten, dann kann man das nicht als „unwahr“ bezeichnen. Für die Deutschen gehört ein gewisses Niveau an Ausgrenzung und manchmal auch Anfeindung in der Schweiz zum Alltag.

  21. Wahrlich keine positiven Erlebnise!
    Nur mit den Verallgemeinerungen ist’s so eine Sache. Beim Beispiel des Hochdeutsch-Sprechens: ich kenne auch Deutsch, die sich über das Folgende wundern … „Ich lebe schon einige Jahre in der Schweiz und verstehe Schweizerdeutsch problemlos. Obwohl ich darauf hinweise, sprechen ‚die Schweizer‘ weiter Hochdeutsch mit mir.“

  22. Das hat mit FUST überhaupt nichts zu tun, das passiert einem überall, besonders mit Schweizern. Das ist mir auch am Postschalter mit einer Schweizerin passiert. Als ich einen Brief nach Deutschland geschickt habe und über den Betrag von 12.50 Franken sehr erstaunt war, sagte sie zu mir, ich solle doch dort hingehen, wo es billiger ist, womit unmissverständlich Deutschland gemeint war.

    Dass die Schweizer sehr deutschfeindlich eingestellt sind, muss nicht endlos lange diskutiert werden, es ist eine Tatsache. Nach über zehn Jahren in der Schweiz erlaube ich mir diese Feststellung.

  23. In Leserbriefen steht von Deutsch: „ihr kleinen Schweizerlein, seid froh, dass wir Deutschen hier sind“, neulich im MediaMarkt liess mich eine deutsche Angestellte 10 Min. warten, als ich schüchtern nachfragte, riss sie mir den Zettel aus der Hand, eine deutsche Praktikantin mischte sich sofort in meine Arbeit ein und wollte alles besser wissen, unsere deutsche Nachbarin kommt in meine Küche, reisst den Deckel vom Topf und schreit: „Was schon wieder Nudeln“, ein deutsches Ferienkind, dessen Eltern in dieser Zeit selbst verreisten, haben wir 6 Wochen lang betreut – zum Dank kamen diese Leute zu uns, plünderten unseren Kühlschrank ohne zu fragen und waren auch sonst sehr frech, eine mir bekannte Deutsche verurteilt uns Schweizer wegen unserer Höflichkeit – wenn ein Stuhl frei sei, setze man sich einfach hin – wir aber fragten immer, ob er noch frei sei – meine Nichte verlor ihren Job an Deutsche, weil sie sich weigerte, Hochdeutsch zu sprechen – Meine Eltern nahmen nach dem Krieg ein deutsches Kind auf, als ich zu dieser Familie kam, begegnete man mir ohne Freundschaft, ich musste sogar für das Zimmer bezahlen. Für viele Schweizer ist sowas undenkbar. Ich habe deutsche Freunde seit Jahrzehnten (mit österreichischem Hintergrund!), aber diese ungehemmte Einwanderung mit soviel hochnäsigen arroganten Deutschen macht mir mehr und mehr Angst. Selbst letzte Woche meldete sich eine Deutsche für einen Job bei mir, sofort mischte sie sich ein, wusste alles besser – und hat mich nur genervt. In Cefalu waren wir eine Gruppe Deutscher und Schweizer. Ein Paar musste zu den Deutschen – es war das teurere Hotel – bei der Rückkehr klagten sie, die Deutschen seien wie die Aasgeier übers Buffet gefallen, während bei uns alles sehr ruhig und gesittet zu ging. Wir sind nicht wie die Deutschen – pauschal und einzeln – und wir wollen uns denen nicht noch mehr anpassen müssen. Sie sind einfach selbstbewusster, wie vieni vedi vinci – Bescheidenheit täte ihnen gut – nur befürchte ich, das wird`s nie. Den Personenkult den sie haben, kennen wir auch nicht – wie froh kann Roger Federer sein, diesseits der Grenze geboren worden zu sein – der Rummel um seine Person wäre furchtbar.
    Ich habe nichts gegen Italiener, Portugiesen oder Spanier – aber ein Volk, dass nach zwei verschuldeten Weltkriegen, am Boden zerstört, jetzt wieder voll die Herrenmenschen spielt – ist einfach nur schrecklich. Schaut Euch im TV die Kommentare zur EM an – immer sind die Deutschen schon Europameister, „wir sind Europameister“, „wir sind Papst“ etc. etc. Viele Schweizer die ich kenne, wünschen allen den Sieg – nur nicht den Deutschen.
    Die Deutschen, die sich hier beklagen, nicht willkommen zu sein – ich habe sie nicht gerufen – sie dürfen gerne kommen – für ein paar Monate – aber sie dürfen auch sehr gerne wieder zurückgehen. Ihr Land hat viel mehr Platz. Ich bin seit vielen Generationen Schweizer und bin sehr stolz auf mein Land – mein Land ist das demokratischste, das schönste und das bescheidenste in Europa – zusammen mit Italien.
    Spitäler sind bereits in deutscher Hand, jetzt erobern sie die pädagogischen Bereiche – Krankenkassen und Versicherungen melden sich mit reinstem Hochdeutsch – für mich ein Grund, diese nicht abzuschliessen.
    Wie kann ich mich sonst gegen diese Massen-Einwanderung zur Wehr setzen? Bereits jetzt sind über 20 % Ausländer hier – immer mehr Deutsche – und die haben Ellbogen – wir sind noch viel zu höflich. Eine Deutsche meinte mir gegenüber, sie habe nie etwas Nachteiliges gehört – die Gedanken sind frei – wir sind noch sehr zurückhaltend.

  24. So etwas zu lesen macht mich traurig. Ich komme aus einer touristischen Region in Deutschland und freue mich ehrlich über die vielen Schweizer, die mit Flußkreuzfahrtschiffen zu uns kommen. Genauso wie über die Niederländer, Franzosen und alle anderen Leute, die unsere schöne Region kennen lernen möchten. Und ich glaube kaum, dass hier jemand in einer Kneipe oder einem Restaurant gemein behandelt wird, nur weil er nicht aus D kommt. Werde ich angesprochen und um Rat gefragt (Weg,…), dann antworte ich selbstverständlich in Hochdeutsch. Ich kann ja nicht davon ausgehen, dass jeder Schweizer, Österreicher, Niederländer, Franzose oder Engländer meinen Dialekt versteht.

    Ich spreche zwar einen (deutschen) Dialekt, also nicht immer Hochdeutsch, aber was ist denn so schlimm am Hochdeutschen? Wenn man sich die vielen Dialekte in Deutschland anschaut (von Bayern bis an die Küste), dann muß man doch sehen, dass es eine Sprache geben muß, mit sich alle Leute verständigen können. Das „Hoch“ in Hochdeutsch kommt ja nicht von „hoch“mütig oder „oben“, sondern sagt nur etwas über die Herkunft der Sprache aus. Hochdeutsch im Gegensatz zu Mittel- und Niederdeutsch.

    Ich kenne viele Deutsche, die wirklich ganz nette und liebe Menschen sind und kein bißchen arrogant. Ich kenne natürlich auch arrogante Deutsche – keine Frage. Liebe(r) Berger, stellen Sie sich doch einfach mal die Frage, ob es nicht vielleicht neben den vielen netten Schweizern auch einige gibt, die Sie vielleicht nicht zum Freund haben möchten. Vielleicht sind diese ja auch arrogant und überheblich, so wie Sie es mir sagen (Sie sagen ja „die Deutschen“, da ich auch einer bin, muß ich davon ausgehen, dass Sie mich auch für arrogant und überheblich halten, für unfreundlich und gemein).

    Ich wurde als Tourist in der Schweiz bisher immer nett behandelt und habe keinen Grund zu meckern. Aber wenn ich das hier lese, hab ich irgendwie keine Lust mehr, in die Schweiz zu fahren. Naja – es gibt ja noch andere schöne Länder.

    In diesem Sinne!
    Viel Spaß weiterhin

    Der Chef unserer größten Bank (ist die Deutsche Bank überhaupt noch die größte in Deutschland) ist übrigends Schweizer…

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