Bewerbung: Wann löst das Weblog das CV ab? (2)

Frank Hamm hat meinen Denkanstoss aufgegriffen: CB – Curriculum Blogae: Take me or leave me!:

Ein Lebenslauf / CV lässt sich schönen und sagt nur begrenzt etwas über die Person aus. Ein paar Stunden im Gespräch bieten nur erste Einblicke. Kaum ein anderes Medium als ein Blog ist über längere Zeit hinweg so authentisch und lässt so viel von einer Persönlichkeit […] erkennen. Mein Blog ist mein Aushängeschild […]

Ich hätte es nicht besser formulieren können, Frank. Danke!

Natürlich gibt es auch hier (wie überall im Leben) eine Schattenseite: Der Aufwand, einen Menschen durch das Lesen seines Blogs zu „begreifen“, ist ungleich grösser als für ein Gespräch. Und macht aus diesem Grund nur bei den Kandidaten/Kandidatinnen in der Endauswahl Sinn.

Nur warne ich davor, aufgrund des Blogs den abschliessenden Entscheid zu fällen („Einer, der über XY schreibt, passt nicht zu uns!“). Aber die Blogbeiträge des Kandidaten liefert hervorragenden Gesprächsstoff, um sich in einem abschliessenden Gespräch („Ich habe mit Interesse Ihren Blogartikel über XY gelesen. Erzählen Sie mir doch bitte mehr darüber …“) ein noch besseres Bild machen zu können.

Ich bin gespannt, wann ich die erste Bewerbung auf dem Tisch habe, in der die Adresse des eigenen Blogs steht:

Name: Peter Muster
Adresse: Musterstrasse 1, 1234 Musterstadt
Telefon: 123 456 78 90
E-Mail: peter@muster.com
Blog: www.peter-muster-blog.com

:-)

14 Kommentare zu „Bewerbung: Wann löst das Weblog das CV ab? (2)

  1. Ist ja alles schoen und gut, allerdings glaube ich dass sich das ganze zumindest teilweise auf bestimmte (insbesondere technologie- und internetnahe) Positionen beschraenkt.

    Mal davon abgesehen dass mein jetziges Blog nichts (aber auch gar nichts) mit meinem Job zu tun hat, habe ich auch in meinem vorherigen Blog (im Moment im inoffiziellen Hiatus) praktisch kaum ueber meinen Job geschrieben. Ein paar der Gruende habe ich hier erlaeutert, eine Einstellung die sich auch nach meinem Firmenwechsel nicht geaendert hat. Bestimmte Arten von Arbeit eignen sich meines Erachtens nicht dazu viel, wenn ueberhaupt, darueber zu bloggen.

    Sicher, bei Themen die sich zum Bloggen eignen ist es ein hervoragendes Werkzeug um mehr ueber das Wissen, die Motivation und die Erfolge eines Kandidaten zu erfahren. Wenn ich jemanden aus dem Bereich einstellen wuerde waere meine erste Aktion den Namen bei Google einzutippen. Bei einem der im internen Berichtswesen hochvertrauliche Daten bearbeiten und analysieren soll wuerde das erst spaeter kommen. Allerdings wuerde ich es schon machen, schon um mal zu sehen ob da nicht vielleicht doch einer ist der Geheimnisse ausplaudert.

  2. Wenn ich eine Bewerbung schreiben würde, dann würde ich mein Blog bestimmt erwähnen.

    Ich könnte mir in Zukunft durchaus vorstellen, dass eine Firma für gewisse Positionen die Blogs von potentiellen Kandidaten abonniert, eine gewisse Zeit verfolgt, und dann den geeigneten Kandidaten ein Job-Angebot macht.

  3. @ Armin
    Ihre Argumentation mag zutreffen, wenn es um Fachblogs geht. Und der Gedanke dahinter die fachliche Kompetenz ist.
    Mein Ansatz (und ich glaube auch Frank’s) ist aber ein anderer: es geht auch um die Person. Wahrscheinlich sogar mehr, als man glauben will. Denn: fachliche Schwachpunkte können in der Regel ausgebessert werden (sprich: Weiterbildung). Wenn aber die Person nicht ins Umfeld passt, dann harzt’s am Laufmeter.
    Ein Blog, in dem es nicht ausschliesslich um fachliche Themen geht, ist immer auch die Möglichkeit, mir „im Netz ein Gesicht“ zu geben bzw. dieses zu zeigen.

  4. Ein Blog kann ein Bild von der schreibenden Personen vermitteln, nach meiner Meinung auch unabhängig von der fachlichen Thematik des Blogs (oder davon, ob ich über meinen Job schreibe). Das kann möglicherweise zur Vorauswahl (Ja oder Nein) führen, oder aber zur Vorbereitung des persönlichen Gesprächs.

    @Marcel: Sehe ich auch so – Aufwand und Nutzen wird jeder berücksichtigen und deswegen bei 100 vorliegenden Bewerbungen für eine Stelle nicht intensiv in einigen Blogs lesen. Aber ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass vor der Endrunde mit 3 bis 6 Bewerbern nicht nur „gegoogelt“ wird, sondern auch in deren Blogs gelesen und gestöbert wird. Das wiederum könnte dafür sorgen, dass ich aufgrund meines Blogs als Bewerber neugierig mache, doch noch rausfliege oder einen Bonus bekomme.

    @Daniel: Bei der Suche nach mittleren bis höheren Führungskräften könnte ich mir es auch bei Agenturen / Headhunter vorstellen, die irgendwann nicht nur eine Liste potentieller Kandidaten in ihrem Excel führen sondern auch deren RSS-Feeds scannen.

    Apropos Googeln: So sieht mich Google

  5. Marcel,

    ich glaube so weit sind wir da gar nicht auseinander.

    Beim Fachwissen habe ich einen etwas anderen Eindruck, von kleinen Bereichen abgesehen habe ich das Gefuehl dass die meisten Firmen nach wie vor den fertigen Kandidaten suchen der praktisch sofort voll einsteigen kann. Viel Zeit fuer Training und Weiterbildung bleibt da leider selten.

    Wo ich auch meine Zweifel habe ist halt dass es in vielen Bereichen nicht moeglich ist ueber Erfolge im Beruf zu bloggen. Sowie man mit vertraulichen Informationen (egal ob Zahlen oder anderen Informationen) zu tun hat wird es meines Erachtens ziemlich schwer. Jemand der im Verkauf taetig ist wird nicht leicht ueber seine Kunden und insbesondere seine Beziehung mit den Kunden bloggen koennen. Meines Erachtens ist da einfach zu viel Vertrauensverhaeltnis auf dem Spiel.

    Wo wir uebereinstimmen ist es einen abgerundeten Eindruck ueber eine Person oder Persoenlichkeit zu bekommen. Da kann es sicherlich sehr dazu beitragen, sowohl im positiven als auch im negativen. Die Frage ist natuerlich wie sehr man im Netz sein wahres Gesicht zeigt, aber so einige Leute wuerde ich nach dem Eindruck den ich von ihnen im Netz gewonnen habe moeglicherweise nicht mehr interviewen, selbst wenn ansonsten nach dem Lebenslauf eine Einladung faellig waere. Oder andersherum jemanden einladen der zwar im Lebenslauf Nachteile hat von dem ich aber das Gefuehl bekommen habe dass er Potential und insbesondere Motivation hat.

  6. [Wir müssen nicht gleicher Meinung sein. Könnte arrogant klingen, ist aber überhaupt nicht so gemeint. Denn: unterschiedliche Sichten geben neue Denkanstösse und bringen einen zu neuer Erkenntnis – mein Credo :-) ]

    Zum Fachwissen:
    Ja, es gibt Unternehmen, die „Schnellstarter“ bevorzugen. Und es gibt Unternehmen, die primär darauf achten, dass die Mitarbeiter zu den anderen Menschen im Unternehmen passen und sich so langfristig zusammen mit dem Unternehmen entwickeln können. Die Frage, die ich meinen Kunden oft stelle: „Wo sehen Sie mittel- und langfristig die grössere Erfolgswahrscheinlichkeit für Ihr Unternehmen: mit 100-Meter-Sprintern oder Mittel-/Langstreckenläufern?“

    Zu Blogs und vertraulichen Inhalten:
    Natürlich sollen im eigenen Blog keine vertrauliche Informationen (welcher Art auch immer) veröffentlicht werden. Statt konkrete Fakten zu veröffentlichen, kann aber auf der übergeordneten Ebene berichtet werden. Also statt „Kunde Müllermeier habe ich genauso wie Kunde Huberschmid nach über 4 Monaten endlich dazu gebracht, die offenen Rechnung in der Hohe von CHF 24 500.- bzw. 18 200.- zu begleichen“, kann ich auch schreiben „Ich suche immer das direkte Gespräch zu Kunden mit offenen Rechnungen, zeige Verständnis für ihre Situation Verständnis und biete dabei Hand für realistische Lösungen. Da ich aber in der Sache an sich hart bleibe, schaffe ich es in den allermeisten Fällen, dass meine Kunden die offenen Rechnungen dann wie vereinbart begleichen.“ (Exemplarisches Beispiel – man versteht hoffentlich, wie ich das meine.)

    Zu lupenreinen Lebenläufen und potenten Bewerbern:
    Manchmal muss auch ich (*) über meinen Schatten springen, damit ich Bewerber zu einem Gespräch einlade, obwohl der Lebenlauf einige Fragen aufwirft. Aber ich spüre doch recht schnell (*), ob sich „dahinter“ mehr verbirgt. Ein Gespräch bringt Klärung; immer wieder mit dem Resultat „War leider doch nichts“, oft aber auch mit dem Ergebnis, dass ich so eine „Perle“ entdeckt habe.

    (* Mit rund 8 Jahren Erfahrung in der Auswahl und in der Beratung von Fach- und Führungskräften, mit nachgewiesen guten empathischen Fähigkeiten, bestimmt über 10 000 gelesenen Bewerbungsdossiers und vermutlich gegen 2 000 geführten Interviews habe ich das Gespür für die Menschen „hinter den Papieren“ und – zum Glück – noch immer die nötige Neugier, „Menschen als Gesamtkunstwerk“ erkennen zu wollen.)

  7. Frank,

    das wird am geo-targeting bzw der Sprachauswahl liegen. Google macht das recht stark, was sehr vielen Leuten nicht bekannt/bewusst ist.

    Ich wohne in England (wodurch Google mich normalerweise automatisch zu google.co.uk schickt) und mein Browser hat als bevorzugte Sprache Englisch eingestellt. Deswegen bekomme ich bei einer Suche nach Frank Hamm selbst bei google.de zuerst die Englischsprachigen Seiten angezeigt. Deine Seiten kommen aber immerhin schon an Stellen 5 und 6.

    Da sind schon so einige drauf reingefallen. Vor ein paar Wochen bruesteten sich einige Deutsche Blogger damit sie waeren Nummer 1 bei Google. Wenn sie jemand bei einer Konferenz nach ihrer Website fragen wuerde, wuerden sie einfach nur sagen „Google nach meinem Vornamen“. Da musste ich sie dann erst einmal warnen dass sie damit zumindest auf internationalen Konferenzen vorsichtig mit sein sollten, ansonsten koennten sie damit ganz gewaltig auf die Schnauze fallen.

    In Google.de mag Robert Basic (basicthinking.de) vielleicht Nr 1 bei einer Suche nach Robert sein (wenn man nach Deutschen Seiten sucht), bei google.co.uk (mein default auf das mich Google per geo-targeting schickt) taucht er noch nicht mal unter den ersten 50 auf.

    Die Tuecken der Suchmaschinen in einem weltweiten Netz ;-)

  8. Armin,

    Ja, das mit der automatischen Sprachauswahl ist tatsächlich vielen nicht bekannt, und es verwirrt (so wie mich :-)

    Wenn ich als Suchender „Web“ wähle, und sonst nirgendwo ein Parameter angezeigt wird, dann erwarte ich wirklich, dass das Web durchsucht wird und die Reihenfolge immer gleich ist – unabhängig davon wo ich wohne oder arbeite oder …. oder welche Informationen Google sonst noch über mich hat, weil ich vielleicht unbewusst noch in Google angemeldet bin :-(

    Danke für den Hinweis. Ich werde jetzt wieder vermehrt darauf achten – und sowieso lieber Yahoo! benutzen :-)

  9. Ich gebe bei meinen Bewerbungen meine Blogadresse an, ich denke einfach man erfährt viel über mich und meine Denkweise.

    Ausserdem habe ich gleich noch die wichtigsten Daten im Blog gesammelt und stelle sie Firmen zur Verfügung, um sie nicht mailen zu müssen.

    Mein letzter Blogpost ist ein Stellengesuch. :-)

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