Wie wichtig ist Ihnen der Respekt Ihres Chefs?

Was macht für Sie ein gutes Arbeitsklima aus? Welche Werte sind Ihnen wichtig? Wie soll Ihr Chef, wie Ihre Arbeitskollegen sein? Und wie sieht Ihre Realität aus?

Diesen und anderen Fragen geht eine wissenschaftliche Studie der RespectResearchGroup an der Universität Hamburg nach.

In zwei Erhebungen haben die Forscher ergründet, welche Faktoren Arbeitnehmern wichtig sind (Soll) und nachgefragt, wie die Realität aussieht (Ist):

  Soll Ist Diff.
interessante Aufgaben haben 1 3 -2
unabhängig/selbstständig arbeiten können 2 4 -2
Vorgesetzte, die mir Respekt entgegen bringen 3 8 -5
sinnvolle Aufgaben haben 4 7 -3
Vorgesetzte, die meine Arbeit anerkennen 5 11 -6
Kollegen, die mir Respekt entgegen bringen 6 5 1
Vorgesetzte, die ich respektieren kann 7 12 -5
Kollegen, die ich respektieren kann 8 6 2
ein gesundes Arbeitsumfeld 9 16 -7
verantwortungsvolle Aufgaben haben 10 2 8
Kollegen, die meine Arbeit anerkennen 11 9 2
hohe Arbeitssicherheit haben 12 15 -3
viele direkte Kontakte zu anderen Menschen haben 13 1 12
gute Karrieremöglichkeiten haben 14 18 -4
ein hohes Einkommen haben 15 17 -2
ein Job, der gesellschaftlich sinnvoll ist 16 10 6
Möglichkeit, anderen mit meiner Arbeit helfen zu können 17 14 3
ein Job, der gesellschaftlich anerkannt ist/geschätzt wird 18 13 5
genügend Freizeit haben 19 19 0

Denkanstoss für Vorgesetzte und Personalprofis: Werfen Sie die ausgeklügelten Bonus- und Prämiensysteme aus dem Fenster und machen Sie sich Gedanken, wie Sie mit der Pflege der weichen Faktoren die besten Mitarbeiter für Ihr Unternehmen gewinnen können!

Weitere Informationen zum Thema:

(angeregt von R.M. per Mail)

11 Kommentare zu „Wie wichtig ist Ihnen der Respekt Ihres Chefs?

  1. Nein, Du interpretierst die Tabelle nicht falsch: „Genügend Freizeit haben“ ist sowohl beim Ist wie auch beim Soll auf dem 19. Platz. Mich verwundert das aus der Erfahrung heraus nicht, denn:

    In der Regel haben wir wenig Mühe mit (zu) viel Arbeit (und folglich weniger Freizeit), solange unsere Erwartungen an Werte wie „Respekt und Anerkennung bekommen“, „eine sinnvolle Tätigkeit haben“ und „selbstständig und verantwortlich arbeiten können“ erfüllt werden.

  2. Ich halte die weichen Faktoren für übertrieben, denn in der Krise zeigt sich schnell, dass die Führung alles das vergißt und nur noch das Geld im Visier hat, ich spreche aus Erfahrung.

  3. @ herby
    Das mag so, wenn wir von Krise im Sinn einer finanziellen/unternehmerischen Krise sprechen.
    In Bezug auf persönliche Krisen (oder Drucksituationen) habe ich aber (auch) andere Erfahrung gemacht. Auch erklärbar über den sogenannten „adaptiven Stil“, den wir (genauso wie den Basis-Stil) in unserem Verhaltensrepertoire haben. Und dort geht es sehr oft (und fast ausschliesslich) um persönliche und menschliche Werte.

  4. Hallo,
    ich bin einer der Autoren der Studie und habe gesehen, das hier die Ergebnisse diskutiert werden.

    Ein Kolumnist aus der letzten BrandEins hat geschrieben „In Zeiten einer Sturms sollte man die Mannschaft nicht nach dem Befinden fragen“. Und in der Tat, in unternehmerischen Krisen geht es den meisten Angestellten nicht gut. Hierzu Statistiken zu fabrizieren ist wahrlich kein Kunstwerk. Und selbst wenn man sie dann vorliegen hat, was hat man dann davon? Im Zweifel weiß man, dass die Mannschaft unzufrieden ist. Das ändert aber am Sturm immer noch nichts. Das Boot muss da nun einmal durch.

    DENNOCH: Es bleibt stets die Frage WIE durch den Sturm geführt wird. Unsere Forschungsgruppe kümmert sich hier maßgeblich um den Wert Respekt. Ich glaube, dass viele einsehen, dass Veränderungen (Lenkung im Sturm) notwendig sind, aber leider gibt es auch häufig die fast an Wahnsinn grenzenden Kapitäne (ganz wie Ahab der Moby Dick hinterher jagte) und es gibt solche, die sich auch mitten im Orkan noch als Teil der Mannschaft sehen. Im letzteren Fall bin ich als Kajütenjunge zwar immernoch schlecht gelaunt, weil ich in einem Sturm sitze, aber wenigstens weiß ich, dass ich einen Kapitän habe, dem unser aller Wohlbefinden (vor, im und nach dem Sturm) am Herzen liegt und der nicht irgendeinem Hirngespinst (sei es Moby Dick, Aktienkurs, Fusion, New Markets oder die nächste Heuer bei einem anderen Schiff/Firma) nachjagt.

    Die Berücksichtigung der Belange der Mannschaft (im Sinne von der Anerkennung von Kompetenz, dem Zeigen von Loyalität und Zustehen von Autonomie) sind hier zentral, um als respektvoll in der Führung wahrgenommen zu werden.

    LETZTENDLICH: (das zeigt unsere Forschung auch) Wird man nie jemand respektieren und durch Krisen/Stürme folgen, der einen nicht selbst zumindest respektvoll behandelt. Die Meuterei auf der Bounty ist also dann nur eine Frage der Zeit.

  5. @ Niels van Quaquebeke
    Vielen Dank für den Besuch hier und die interessanten Ergänzungen.

    Aus meiner Erfahrung im Management und in der Beratung möchte ich gerne die Moby-Dick-Geschichte noch ergänzen:
    Was auch immer wieder in der Praxis anzutreffen ist und genauso fatal für Mannschaft und Schiff ist: Der Kapitän ruft die Mannschaft auf dem Deck zusammen und erklärt, dass es gar keinen Sturm gäbe und sich Matrosen und Schiffsjungen gefälligst nicht so anstellen sollten.

  6. ..was leider zu häufig vergessen wird: Wir gehen immer davon aus, dass in dieser schönen neuen Welt alle toll verantwortungsvoll, superausgebildet etc. sind. Die Realität ist aber so, dass sehr viele einfachere Tätigkeiten von Personen erfüllt sind, die klare Anweisungen haben müssen und diese auch brauchen. Oder hat diese Studie auch die Lagermitarbeiterinnen bei amazon berücksichtigt?

  7. @Melanie. Die RespectResearchGroup hat vor ca. einem halben Jahr eine neues Forschungsprojekt zu „Lehrer vor neuen Herausforderungen – Wie Respekt an heutigen Schulen verdient und genutzt werden kann“ in Zusammenarbeit mit Deutsche StiftungsTrust „Stiftung Select für Zukunftsgestaltung“ aufgelegt.

    Hierzu aus unserem Projektantrag:
    […Ziel des vorliegenden Projektes ist es, in Reaktion auf diese Umstände, jungen Lehrer ein Handlungsinventar an die Hand zu geben, welches ihnen konkret im Umgang mit Schulklassen in Belangen der Klassenführung helfen kann.
    Das Vorgehen hierfür ist dreigeteilt. (a) Zuerst werden in einer bundesweiten Erhebung sowohl Lehrer als auch Schüler gefragt, herausragende Situationen zu benennen, durch die es Lehrern gelungen ist, den Respekt der Schüler zu erlangen oder aber diesen zu verlieren. Hierin werden sowohl die Situation, die jeweilige Dynamik im Individuum wie auch die letztendlichen Konsequenzen für den Klassenalltag erfragt. (b) In einem zweiten Schritt wird das Datenmaterial systematisiert und mit Fachleuten diskutiert. Ãœber die Aufarbeitung in Themengebiete und eine Clusterung nach Schulart, Klassenstufe, Schulgebiet, Schülerstruktur und Lehrertypen soll hier (c) in einem dritten Schritt dann eine Handreiche entstehen. Diese Handreiche kann dabei auf vielfältige Weise gelesen werden. Zum einen können problemorientiert konkrete Handlungsempfehlungen nachgeschlagen werden, zum anderen kann der interessierte Leser aber auch tiefer in die Thematik eindringen und über die systematisch aufgearbeiteten Erfahrungsberichte die Dynamiken der Beteiligten nachvollziehen. …]

    Das Projekt wird auf unserer Seite von Tilman Eckloff und Moritz Meyer geleitet (Emails auf der RespectResearchGroup Website unter Mitarbeiter). Bei weiterem Interesse zu dem Thema können Sie sich gern an uns wenden.

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