Hör nicht auf Gelehrte, sondern auf Erfahrene

Patentrezepte und Bücher über den (nicht nur materiellen) Erfolg gibt’s en masse.

Thilo Baum hat in seinem Blog eine Variante, die mir aber ausgesprochen gut gefällt: Anleitung zum Erfolg.

  1. Mach dir deine Ziele klar.
  2. Mach dir klar, was andere wollen.
  3. Ãœberleg, was du kannst, und stärke deine Stärken.
  4. Ãœberleg, was du gerne tust.
  5. Ãœberleg, wie du den anderen helfen kannst […]
  6. Hör nicht auf Gelehrte, sondern auf Erfahrene.
  7. Sei beharrlich und lass dich nicht durch ausbleibende Anfangserfolge beirren.
  8. Akzeptiere, dass du am Anfang investierst […]
  9. Sieh darüber hinweg, dass Menschen […] dich entmutigen wollen.
  10. Genieße deinen Erfolg und bedanke dich bei dir.

Ganz besonder gefällt mir: Hör nicht auf Gelehrte, sondern auf Erfahrene.

Sokrates und die drei Siebe

Eines Tages kam ein Mann ganz aufgeregt zu Sokrates gelaufen.

„Höre, Sokrates, ich muss dir berichten, wie dein Freund …“
„Halt ein“, unterbrach ihn der Philosoph, „hast du das, was du mir sagen willst, durch drei Siebe gesiebt?“
„Drei Siebe?“ fragte der andere verwundert.

„Ja, drei Siebe! Das erste ist das Sieb der Wahrheit. Hast du, was du mir berichten willst, geprüft ob es auch wirklich wahr ist?“
„Nein, ich hörte es jemanden erzählen und …“

„Nun, so hast du sicher mit dem zweiten Sieb, dem Sieb der Güte, geprüft. Ist das, was du mir erzählen willst – wenn es schon nicht wahr ist – so doch wenigstens gut?“
Der andere zögerte. „Nein, das ist es eigentlich nicht. Im Gegenteil …“

„Nun“, unterbrach ihn Sokrates, „so wollen wir noch das dritte Sieb, das Sieb der Notwendigkeit nehmen und uns fragen, ob es wirklich notwendig ist, mir das zu erzählen, was dich so zu erregen scheint.“
„Notwendig? Nicht wirklich …“

„Also“, lächelte der weise Sokrates, „wenn das, was du mir eben sagen wolltest, weder wahr noch gut noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste weder dich noch mich damit.“

(Sokrates, griechischer Philosoph, 469-399 v. Chr.)

Väter als Teilzeit-Manager

In der heutigen Ausgabe von CASH geht die Journalistin Manuela Specker in zwei Artikeln („Väter sind die besseren Manager“ und „Teilzeit im Namen des Vaters“) der Frage nach, ob Väter die besseren Manager seien und ob sich Management und Teilzeit miteinander verbinden liessen.

Sie stützt sich im Artikel unter anderem ab auf einer Studie der amerikanischen Clark University und auf Datenmaterial des Schweizerischen Bundesamts für Statistik.

Doppelrolle Vater & Chef

Kinder grossziehen bringt mehr als jedes Leadership-Seminar. […] dass Vorgesetzte mit Kindern effizienter sind. […] So schätzen Väter als Chefs die Fähigkeiten anderer Mitarbeiter besser ein, sie sind stressresistenter, geduldiger, können besser mit Konflikten umgehen und Kompromisse finden. […] dass ‚Kinder Manager sozial kompetenter machen‘

Die Gemeinsamkeiten der Aufgaben „Kinder erziehen“ und „Mitarbeiter führen“ sind nicht von der Hand zu weisen. Zumindest dann nicht, wenn man(n) sich in beiden Rollen an Maximen wie „Entwicklungsmöglichkeiten bieten“, „Lernfelder schaffen“ und „Entscheidungs- und Handlungsspielräume gewähren“ orientiert.

Ob Führungskräfte allerdings durch ihre Vaterrolle stressresistenter, geduldiger, konflikt- und kompromissfähiger werden (ist das nicht eher eine Frage des Älterwerdens?) und ihre Effizienz besser wird (sollten Manager nicht effektiver statt effizienter sein?) – da bin ich mir nicht so sicher.

Dass die Sozialkompetenz durch das (aktive) Begleiten von Kindern (und von Mitarbeitenden) zunimmt, daran wird wohl niemand zweifeln wollen. Ebenso wenig wird wohl niemand bestreiten wollen, dass die Sozialkompetenz einer Führungskraft ein entscheidendes Qualitätsmerkmal ist.

Teilzeit-Manager

Zwischen 1991 und 2006 hat sich die Zahl der Vorgesetzten, die weniger als 90 Prozent arbeiten, […] verdoppelt, von 106 000 auf über 244 000. Mittlerweilse sind 20 Prozent davon Männer. […] Im Schnitt arbeiten […] mehr als 6 Prozent aller Kaderangestellten Teilzeit, […] ‚Viele CEO erfüllen wegen der enormen Ämterkumulation ihr Kerngeschäft im Teilzeitpensum. Das funktioniert nur dank einem wirksamen Stellvertretersystem. […] Ob Teilzeit funktioniert, ist eine Frage der Organisation.

Mit Schmunzeln denke ich zurück, als ich – als Mitglied des Managements eines internationalen Industriekonzerns – vor über 10 Jahren meinen Vorgesetzten (Mitglied der Konzernleitung) darauf angesprochen habe, dass wir uns gemeinsam mal darüber unterhalten sollten, wie wir das angehen wollen, damit ich mein Pensum auf 80% reduzieren kann. Er ist fast vom Stuhl gefallen!

Nicht alle Führungskräfte sitzen in Verwaltungsräten anderer Firmen oder haben ein nebenberufliches Mandat als Parlamentarier. Aber alle mir bekannten Manager machen Ferien, „müssen“ immer wieder an unnötigen Sitzungen und Konferenzen teilnehmen und besuchen Seminare zur Weiterbildung. Das heisst: sind (zeitlich gesehen) so oder so nur teilweise anwesend und haben sich und ihr Team (hoffentlich!) so organisiert, dass auch bei ihrer Abwesenheit der operative Betrieb sichergestellt ist. Damit dürfte auch eine voraussehbare/geplante Abwesenheit von beispielsweise einem Tag pro Woche kein Ding der Unmöglichkeit sein!

Oder scheitert die Umsetzung der Teilzeitidee vielleicht am Betroffenen selbst? Es soll ja Manager geben, die sich für unentbehrlich halten ;-)

Haben Sie Erfahrung mit dem Thema?

Sehen Sie Parallelen zwischen Ihrer Arbeit als Vorgesetzter und Ihrer Rolle als Vater? Welche? Haben Sie (als männliche Führungskraft) auch schon mit dem Gedanken gespielt, Ihr Arbeitspensum zu reduzieren? Warum bzw. warum nicht? Oder haben Sie es schon versucht und haben Ihre Idee wieder begraben müssen? Oder noch besser: Sie arbeiten bereits Teilzeit und widmen sich dadurch mehr Ihren Kindern? Dann wären Ihre Erfahrungen äusserst interessant!

Ich bin gespannt auf Ihre Beiträge in den Kommentaren!

 
Weiterführende Links zum Thema: