Google-Arroganz?

Google ist die Suchmaschine schlechthin – für mich ist das keine Frage. Und übt dadurch eine gewisse ansehnliche Marktmacht aus – auch keine Frage. Aber es wird ja keiner gezwungen, Google als Suchmaschine zu nutzen. Es gibt ja noch etliche andere. Aber für mich als Informationssuchenden hat Google eine grosse Bedeutung.

Im Internet gefunden zu werden ist für einen selbstständigen Management-Consultant (*) wie mich, der (auch aus Kostengründen) für sein Marketing schwergewichtig das Internet nutzt, von grosser Wichtigkeit, klar. Und deshalb hat Google für mich auch als Anbieter von Dienstleistungen eine grosse Bedeutung. Aus diesem Grund schalte ich seit Oktober 2004 AdWords-Anzeigen bei Google. Und habe dadurch in diesen nicht ganz 1 1/2 Jahren im Monatsschnitt etwas mehr als CHF 100.00 (*) hingeblättert.

Um kostenmässig einen gewissen Ausgleich schaffen zu können, habe ich mich im Juli 2005 entschlossen, Google AdSense-Werbung auf dem JobBlog zu schalten. In der Hoffnung, damit zumindest einen Teil der Kosten auf der Googleseite wieder einspielen zu können. So sind jeden Monat knapp CHF 20.00 (*) zusammen gekommen. Dass ich diese dann nicht mit meinen AdWords-Kosten verrechnet habe (*), sondern für die Opfer der Unwetter in der Schweiz, ein Tierheim und eine Weihnachtsaktion gespendet habe, mag wirtschaftlich unvernünftig sein. Aber es hat meinem persönlichen Bedürfnis entsprochen und hat mir Freude gemacht.

Mitte Dezember 2005 habe ich dann (mehr spasseshalber) im JobBlog darum gebeten, auf die AdSense-Werbelinks zu klicken. Das war natürlich alles andere als klug, denn damit habe ich gegen die Richtlinien von Google verstossen. Und wurde innert 6 Tagen von Google aus dem AdSense-Programm gekickt. OK, als Anhänger von Dingen wie „Selbstverantwortung“ und „Konsequenzen-seines-Handelns-Tragen“ löffle ich die Suppe auch aus, die ich mir selber eingebrockt habe.

Vor rund 2 Wochen habe ich nun einen erneuten Versuch gemacht und einen neuen Antrag gestellt, wieder Google AdSense-Werbung auf dem JobBlog schalten zu dürfen (man beachte die Wortwahl: „dürfen“!). Und heute hat das Google AdSense-Team (haben die keine Namen?) geantwortet:

Hallo Marcel Widmer,

wir bedanken uns für Ihr Interesse an Google AdSense. Bei der Ãœberprüfung Ihrer Bewerbung haben unsere Experten festgestellt, dass sie die Kriterien für unser Programm nicht erfüllt. Aus diesem Grund können wir Sie nicht in unser Programm aufnehmen.

Wir haben bestimmte Richtlinien festgelegt, die nach unserer Auffassung dazu beitragen, die Effektivität von Google-Anzeigen zu gewährleisten, und zwar sowohl für unsere Website-Publisher als auch für unsere Inserenten. Wir prüfen alle Publisher und behalten uns das Recht vor, Bewerbungen abzulehnen. Während wir weiter expandieren, können wir möglicherweise unser Programm auf mehr Website-Publisher mit einer größeren Vielfalt an Content erweitern.

Bitte beachten Sie, dass wir Anfragen bezüglich der genauen Gründe für unsere Entscheidung möglicherweise nicht beantworten können. Vielen Dank für Ihr Verständnis.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Google AdSense-Team

Nun: es ist mE die absolute Freiheit von Google, über Bewerbungen (man beachte auch hier die Wortwahl!) zu entscheiden. Das Haus gehört Google und sie sollen entscheiden, wen sie reinlassen wollen. Aber den letzten Absatz finde ich wirklich das Allerletzte. Und danken müssen die mir für mein Verständnis nun wirklich nicht – denn für diese Formulierung habe ich nun wirklich keines!

Nur eine Frage: Kommt nur mir da das Wort Arroganz in den Sinn?

(Ach ja: meine Google AdWords-Werbeblöcke habe ich mit sofortiger Wirkung gestoppt. Diese kleine Freiheit habe ich mir gerne gegönnt!)

 
(*) Für all jene Leserinnen und Leser, die sich wundern, wieso ich solche (vermeintlich kleinen) Beträge überhaupt erwähne. Und die vielleicht fälschlicherweise „Management-Consultant“ und „Reichtum ohne Grenzen“ assoziativ verbinden:
Ja, es gibt Berater, die brauchen sich wirklich keine Sorgen um ihr Einkommen zu machen. Und es gibt ganz, ganz viele Berater, die trotz hochstehender Arbeit nicht im Geld schwimmen. Vielleicht hilft dieser Denkanstoss: alle sprechen von den Tellernwäschern in den USA, die es zum Multimillionär gebracht haben. Aber kaum jemand spricht von den 99.9% der Tellerwäscher, die seit Jahr und Tag Tellerwäscher sind und es auch bleiben werden. Auch deshalb, weil sie nicht alles für Geld tun würden. ;-)

15 Kommentare zu „Google-Arroganz?

  1. Schade eigentlich, dass Google mit Adsense fast eine Monopolstellung bis zu einer gewissen Größenordnung hat. Macht verführt natürlich auch dazu, sie anzuwenden :-)

    Ein mögliches Gegengewicht sehe ich bei Yahoo Publisher Network, die jedoch seit langer Zeit in Beta sind und derzeit auch nur U.S. Kunden annehmen. Das wird also noch dauern. Außerdem vermute ich, dass Google hier in Europa auch aufgrund ihrer Quasi-Monopolstellung bei der Suche auch bei den Anzeigen nicht so schnell ins Schwimmen kommen wird.

  2. Gräm dich nicht, Marcel. Google Adwords bzw. Adsense sind eh etwas umstritten. Es gab vor kurzem einen interessanten Bericht dazu in der Werbewoche. Siehe
    http://www.werbewoche.ch/newsmail060309_google.werbewoche?ActiveID=2007

    Sinnvoller ist es, sich mit guten Werbekunden zusammen zu tun, um die Kosten, die ein Blog verursacht etwas aufzufangen. Beim Recherchenblog machen wir da gute Erfahrungen mit Datenbankanbietern wie LexisNexis oder GBI-Genios. Bei dir würde sich wahrscheinlich gut ein Stellenvermittler (Zeitarbeit) oder ein Anbieter für Jobinserate eignen. Müsste einfach nur zu deinem Konzept passen und wie dein Blog seriös und glaubwürdig sein.

  3. Hallo (duzt man sich hier eigentlich oder eher nicht?)
    Ich kenn‘ die Standardtextkonservenantworten (ja, ich wähl‘ absichtlich ein solches Wort) von Google. Ein bekannter von mir hatte mal ein ähnliches Problem und hat drei- oder viermal geschrieben. Ein Teil der Antwort war Mal für Mal aufs Wort identisch. NIE, wirklich nicht ein einziges Mal, hat man Antwort auf seine Frage gegeben.
    Gruss, Paddy

    PS: Och, und ja: Arroganz find‘ ich passend. Selbstherrlich auch. Es gibt dringenden Nachholbedarf an Affiliate-Programmen, die AdSense das Wasser reichen können.

  4. mit affiliates lässt sich grundsätzlich sehr , sehr viel geld verdienen, jedoch ist die schweiz leider zu klein dafür und man muss immer gleich alles bis nach deutschland hin aufbauen, was wiederum ein paar probleme bringen kann… da hat google einen grossen vorteil weil sie den ganzen „apparat“ bereits haben.

    tja die selbstherrlichen fallen immer am tiefsten und schnellsten :-) eine frage der zeit und es lohnt sich kaum sich darüber aufzuregen.

  5. Wir haben es hier mit der Arroganz der Grösse und Masse zu tun. Dass keine individuelle Begründung erfolgt, oder u.U. nicht erfolgen kann, steht garantiert irgendwo im Kleingedruckten. Du bist im System irgendwo gespeichert und gesperrt, und es wird sich niemand die Mühe machen, die Gründe dafür zu überprüfen. Keine Zeit. Kein Bedarf.
    Das ist die Realität im globalen Netz. Und ob diese Arroganz zum Sturz führt, wie Bloggerli hofft, glaube ich nicht. Das passiert Microsoft auch nicht. Ein Blog bleibt eine individuelle Visitenkarte – also besteht die Lösung wohl im Rat der Frau Krause: Individuellere Werbung für einen individuelleren Dienst, als ihn Google je anbieten kann, lieber Tellerwäscher. Und ein kleiner Trost: Du bist ein guter, da habe ich keinen Zweifel.

  6. hallo, arroganz bei google kann ich nur bestaetigen. ich arbeite in einem unternehmen, welches monatlich mehr als 10.000 EUR bei google ausgibt. von kundenservice keine spur. die lassen einen die abhengigkeit deutlich spueren (unbeantwortetete anrufe, leere versprechungen, schwere bis gar keine erreichbarkeit von support…). mit organisatorischen schwierigkeiten wegen hohen wachstums laesst sich das nicht erklaeren. guter wille ist naemlich nicht erkennbar.

    diesen kommentar verfasse ich lieber anonym, denn mir sind von anderen auch schon faelle zu ohren gekommen, bei denen sich allsu sehr beschwerende kunden bewusst aus „politischen“ gruenden benachteiligt wurden. und ich moechte lieber keinen arger mit google (und somit aich mit meinem arbeitgeber).

  7. ich wurde ebenfalls „gekickt“ von guugel und hab bis heute keine vernünftige antwort bekommen warum. aber eines tages wird das universum zurückschlagen gegen diese überheblichkeit!

  8. Sehr geehrter Herr Widmer,

    Sie schreiben in Ihrem Artikel dies:
    „…sondern für die Opfer der Unwetter in der Schweiz, ein Tierheim und eine Weihnachtsaktion gespendet habe…“ Bitte mein Kommentar dazu unten, ein Zitat aus der Bibel.

    Hochachtungsvoll
    Ulrich Zaremba

    Matthaeus
    1 Habt acht, daß ihr eure Gerechtigkeit nicht übt vor den Menschen, um von ihnen gesehen zu werden; sonst habt ihr keinen Lohn bei eurem Vater, der in den Himmeln ist.

    2 Wenn du nun Almosen gibst, sollst du nicht vor dir her posaunen lassen, wie die Heuchler tun in den Synagogen und auf den Straßen, damit sie von den Menschen geehrt werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin.

    3 Wenn du aber Almosen gibst, so soll deine Linke nicht wissen, was deine Rechte tut;

    4 damit dein Almosen im Verborgenen sei, und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten.

  9. Hallo, Herr Zaremba
    Ich schätze Klartext. Wenn Sie mir (oder anderen) hier etwas mitteilen wollen, dann bitte in eben diesem Klartext. Was Sie hier zitiert (?) haben, bietet viel Platz für Interpretationen und bekommt – je nach Auslegung – einen schalen Beigeschmack (der von Ihnen vielleicht gar nicht so gewollt ist).

  10. Hallo Herr Widmer,

    was dem einen als Klartext erscheint, ist für den anderen eine undurchschaubare Botschaft. Es ist nicht meine Absicht eine Nachricht zu schreiben, die jeder versteht.

    Viele Grüße Ulrich Zaremba

  11. herr zaremba spielt bestimmt auf den unterschied zwischen altruismus und helfersyndrom an. haette er aber einfacher sagen können. und weniger biblisch ;-)

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