Ein Mobbing-Tagebuch – und alles wird gut?

Im Weblogverzeichnis bei blog.ch entdeckt: Online-Mobbingtagebuch www.mobbingtagebuch.org.

[…] ein Angebot, um kostenlos und anonym ein Online-Mobbingtagebuch zu führen. […] mobbingtagebuch.org soll Mobbing-Betroffenen helfen, das ihnen Widerfahrene festzuhalten und einem Publikum zugänglich zu machen.

Diese Website wird umfassen:

  • Einen kostenlosen und werbefreien Tagebuchservice (Blog-Service)
  • Eine Linkliste zu hilfreichen Links, die sich mit dem Thema Mobbing befassen
  • Eine technische Supportabteilung für den Tagebuchservice
  • Einen Mobbing-Indikatortest
  • eventuell ein Forum
  • weiteres …

Mobbing ist ein heikles und nicht zu unterschätzendes Thema. Deshalb ist es eine feine Sache, dass sich Betroffene anonym das Erlebte von der Seele schreiben können.

Ich weiss: es ist ein junges Pflänzchen, das sich noch entwickeln muss. Und gleichzeitig stelle ich bei mir auch eine gewisse Skepsis fest. Es wird für den Erfolg entscheidend sein, dass Stolpersteine rechtzeitig erkannt werden und entsprechende (präventive?) Massnahmen eingeleitet werden:

  1. Sich die Sorgen von der Seele schreiben
    Für den Betreiber, Daniel Rei *, wird es wichtig sein, mit Argusaugen das Bloggen zu überwachen. Die Möglichkeit, anonym zu bloggen, birgt auch immer die Gefahr von Missbrauch, Diffamierung etc. Sonst verkommen die Mobbingtagebücher schnell zu einer Schlammschlacht-Plattform
  2. Geteiltes Leid ist halbes Leid
    Die meisten Betroffenen werden auch das Bedürfnis haben, ihre Erfahrung mit anderen zu teilen. Natürlich bieten Weblogs die Möglichkeit, über die Kommentare einen Dialog mit den Leserinnen und Lesern aufzubauen. Vermutlich dürfte hier aber ein Forum tatsächlich das bessere Instrument sein (nicht anstelle der Blogs, sondern als Ergänzung dazu).
  3. Aus dem Erlebten für die Zukunft lernen
    Die eigene Erfahrung ist natürlich sehr stark emotional beladen und zwangsläufig subjektiv. Damit sich Betroffene nicht endlos im eigenen Leid suhlen, wird es für sie wichtig sein, das Ganze auch auf der Sachebene und objektiviert zu bearbeiten. Wenn sich im Laufe der Zeit auch Fachpersonen auf dieser Plattform einbringen, um entsprechende Anregungen zu geben, wird mobbingtagebuch.org ein tolle Sache werden.

Ich bin gespannt, wie sich das Pflänzchen entwickelt und wünsche gutes Gelingen – toi, toi, toi!

(* Was etwas verunsichert, ist die fehlende Transparenz: mit ein paar Klicks habe ich zwar herausgefunden, dass mobbingtagebuch.org von Daniel Rei angeboten wird. Ein paar Informationen mehr wären aber sinnvoll; schliesslich werden die Betroffenen Persönliches preisgeben und werden wissen wollen, wer hinter mobbingtagebuch.org „steckt“.)

2 Kommentare zu „Ein Mobbing-Tagebuch – und alles wird gut?

  1. Oops, diesen Post habe ich erst heute entdeckt. Momentan behandle ich motabu aus Zeitgründen etwas stiefmütterlich. Das war aber auch nicht tragisch, da bis jetzt niemand das Angebot so richtig nutzt. Inzwischen habe ich im Admin-Blog einen Link zu meiner privaten Homepage gesetzt, damit sich die Leute auch vorstellen können, wer ich bin. Das Forum ist in Arbeit, und im Rahmen meiner Liz.-Arbeit stand ich bereits mit Experten für Mobbing und Mediation in schriftlichem und persönlichem Kontakt.
    Vielen Dank für die Glückwünsche und Gruss, DR

  2. Das war aber auch nicht tragisch, da bis jetzt niemand das Angebot so richtig nutzt.

    Vielleicht wird das Mobbingtagebuch noch nicht „so richtig“ genutzt, weil Sie es stiefmütterlich behandeln? Ich weiss, es ist eine lange, lange Durststrecke, bis sowas zum Fliegen kommt! Harte Arbeit, manchmal Frustration, aber auch viel Spass. Toi-toi-toi!

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